1306 – 11. White Europe

White Europe – was lösen diese zwei Wörter in dir aus?

Ich möchte gerne Claudis „White Europe 2021“ – Kalender und die damit verbundene Empörung zum Anlass nehmen, um über Fehler, Schuld und Gefühle zu sprechen.

Ich habe grade Claudis neue, mit Liebe gestaltete Produkte angeschaut, schon lese ich im nächsten Moment eine öffentliche Entschuldigung von ihr auf Instagram. Es ging um den Produktnamen „White Europe“ auf ihrem Kalender, der eigentlich auf das „weiße“ Design abzielt, doch den wohl einige Menschen mit Rassismus in Verbindung brachten.

Für deine Gefühle bist du selbst verantwortlich

Ich weiß nichts über das Ausmaß dieser Rassismus Anschuldigungen oder über die getriggerten Gefühle der Personen. Doch ich möchte jetzt allgemein über negative Gefühle, wie Ärger, Wut, Traurigkeit usw. sprechen.

Wenn negative Gefühle in uns ausgelöst werden, suchen wir im allerersten Moment immer einen Schuldigen, der dieses miese Gefühl ausgelöst hat. Meistens brauchen wir gar nicht suchen, es ist ja offensichtlich, dass die blöde Kuh, die mich grade angerempelt hat, Schuld hat! 😀

Stimmt das wirklich?

Nein!

Jedoch gibt es immer einen Auslöser. Und dieser Auslöser ist neutral! Die Situation – ich wurde angerempelt – ist völlig neutral. Das Gefühl, was nun in uns entsteht, ist auch noch neutral. Dann kommt der Verstand und bewertet das Gefühl als negativ.

Warum auch immer die „blöde Kuh“ das getan hat, sei es aus Versehen oder mit böser Absicht, sie ist nicht verantwortlich für mein Gefühl, was in mir entsteht. Die deutsche Sprache beschreibt das sogar sehr schön: Das Gefühl kommt hoch, entsteht in mir, steigt auf oder wird in mir ausgelöst. Sie hat das Gefühl (z.B. Ärger) sicherlich nicht in mich hinein gepackt. Es war nämlich die ganze Zeit schon da! Und durch diesen Auslöser ist es wieder wie wach geworden und „hoch gekommen“.

Also sollte ich dann auf diese Person böse sein? Nein, ganz im Gegenteil: ich kann dankbar sein! Warum? Weil diese Person oder diese Situation mir gezeigt hat, dass noch Ärger oder Wut in mir schlummert. Jede Situationen, die uns triggert, ist ein wertvoller Reminder vom Leben, dass immer noch unterdrückte Gefühle aus der Vergangenheit in uns begraben liegen. Sie werden aktiviert durch jede mögliche Situation, so lange, bis sie endlich richtig wahrgenommen und aufgelöst werden.

In dem „White Europe“ Beispiel wurden wohl einige Leute von diesen Worten angetriggert, empfanden das als rassistisch und fühlten negative Gefühle dabei. Einige haben „White Europe“ vielleicht auch mit Rassismus in Verbindung gebracht, jedoch empfanden sie kein negatives Gefühl dabei. Wiederum Andere sahen bestimmt die eigentliche Intention von Claudi hinter den Worten. Nämlich einen Europa-Kalender im weißen Design und wurden demnach auch nicht negativ getriggert. Gefühle haben immer mit unseren Vorerfahrungen zu tun und stammen aus der Vergangenheit. Sie sind also Schnee von gestern 😉

Es gibt keine Fehler

Claudi hat sich für das Missverständnis entschuldigt. Doch ich finde, das hat sie gar nicht nötig. Sie ist nicht verantwortlich für die Gefühle anderer!

Erstens war ihre Intention mit dem Ausdruck, wie schon erwähnt, eine ganz andere. Sie wollte doch nie im Leben damit andere Menschen verärgern. Und es war auch kein Schusseligkeits-Fehler, wenn dann höchstens nur Schusseligkeit. Und selbst dann hat sie in dem Moment der Namenswahl ihr bestes gegeben und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Dafür braucht sie sich also auch erst recht nicht entschuldigen. Und SELBST WENN sie damit bewusst rassistisch hätte sein wollen, wäre es ihre bewusste Absicht gewesen. Und eine bewusste Absicht und Handlung ist ja auch kein Fehler. Man macht ja keine absichtlichen Fehler. Weil das wäre in dem Moment ja wieder eine richtig Handlung für einen.

Woher kommen die Gefühle?

Ich finde den Gedanken Es gibt keine Fehler magisch und unglaublich befreiend. Nicht nur für mich selbst, sondern vor allem im Umgang mit anderen Menschen und deren „Macken“. Wenn ich mir vor Augen halte, dass jede Handlung durch alte Konditionierungen und Glaubenssätzen fast schon vorherbestimmt ist und jeder Mensch mit diesen Konditionierungen bestmöglich handelt, brauch ich mich über niemanden ärgern. Das ändert zwar nicht das, was geschehen ist, doch verändert das meine Gefühlswelt, meine Reaktion und somit die ganze Situation.

Und wenn negative Gefühle ausgelöst werden, und das kommt noch oft vor, kann ich sie mir bewusst anschauen und mich fragen…. Ja wo kommen die denn her? Was genau hat das jetzt verursacht? Treten solche Situationen öfter auf? Und wann ist so eine Situation zum ersten Mal in meinem Leben aufgetreten?

Und das ist Heilung, das würde jetzt den Rahmen sprengen 😉

Alles Liebe euch und euren Gefühlen

Julia ❤

1610 – 29. Corona ist ein Arschloch!

Generell komme ich ganz gut durch die derzeitige Corona-Krise.
Ich habe einen Partner an meiner Seite neben dem ich jeden Abend Händchen haltend einschlafe und mit dem ich jeden Morgen gemeinsam den ersten Kaffee des Tages trinke.
Ich arbeite in einer Branche, welche durch die derzeitigen Maßnahmen keine Einschränkungen hat und somit muss ich mir keine Sorgen um meinen Lebensunterhalt machen.
Auch eine Ansteckung mit dem Virus ist weniger wahrscheinlich im Vergleich zu anderen Teilen Deutschlands. Mecklenburg-Vorpommern ist das Bundesland mit den wenigsten Covid-19 Fällen und in Rostock gibt es derzeit sogar keinen einzigen Infizierten. Alle betroffenen Personen sind bereits genesen und es gab keine neue Ansteckungen.
Ich kann mich in meiner Umgebung frei bewegen und bin in 15 Minuten an kilometerlangen, feinen Sandstränden. An diesen habe ich den gesamten vorletzten Sonntag bei strahlendem Sonnenschein verbracht und wurde bei meinem Nickerchen lediglich von zwei vorbeigeloppierenden Pferden gestört.

Ich habe also augenscheinlich keinen Grund zum Klagen und weiß die ganzen Punkte sehr zu schätzen, fühle mich mal wieder darin bestätigt, dass ich Meck-Pomm für meinen Lebensmittelpunkt ausgewählt habe, aber dennoch gibt es dann Tage wie letzten Donnerstag.

Tage an denen ich einfach den ganzen Tag weine und mir denke: Corona ist ein Arschloch!

Auch wenn ich mit milden Umständen gesegnet bin, muss ich mich an die Vorgaben und Einschränkungen der Regierung halten. Dies führt dazu, dass ich nicht allen meinen Bedürfnissen nachkommen kann.

Dies ist zum Beispiel mein Drang nach Freiheit. Heute hier, morgen dort! Frei und spontan entscheiden was ich am nächsten Tag mache, wo ich am nächsten Tag bin.
Ich habe Euch bereits vor zwei Wochen erzählt, dass ich normalerweise immer eine gebuchte Reise in der Hinterhand habe und dies hat einen Grund. Auf Reisen fühle ich mich so richtig lebendig! Neue Kulturen, andere Sprachen, unbekannte Umgebungen. Gestern mit dem Camper durch Kalifornien, morgen mit einem Kaffee in Mailand. Reisen sind meine Inspirationsquelle. Sobald ich unterwegs bin, kann ich meine Gedanken nicht mehr halten und einen Beitrag nach dem anderen aufs Papier bringen.

All dies ist derzeit nicht möglich. Keine Aussichten, keine Planungen, ausharren!

Der komplette Gegensatz dazu ist dann wiederum mein zweites großes Bedürfnis, welches ich derzeit nicht stillen kann. Mein Nest, meine Familie! Je älter ich werde, desto mehr sehne ich mich nach der Nähe meiner Familie. Ich liebe es, wenn ich morgens viel zu früh von meinen Nichten mit einem Strahlen im Gesicht geweckt werde, wenn sie mir meinen heiß geliebten Mittagschlaf rauben, wenn ich nich weiß, wie ich auf ihre neunmalklugen Antworten reagieren soll. Ich genieße es so sehr zu sehen, wie meine Omis und mein Opi meine Anwesenheit komplett aufsaugen, wenn meine Omi, kaum das ich da bin, schon die Flasche Sekt auf hat, wenn meine anderen Großeltern gemeinsam mit mir und Christian an unserem Bulli-Traum arbeiten. Ich bin so glücklich über das Verhältnis, dass ich über die letzten Jahre zu meinem Papi aufgebaut habe. Es gibt nichts schöneres als mit dem Kopf auf dem Schoß meiner Mami zu liegen, wohlwissend, dass ich immer noch ihr kleines Mädchen bin und sie immer für mich da ist.

All dies ist derzeit nicht möglich. Keine Aussichten, keine Planungen, vermissen!

Die momentan Situation fordert uns allen ungemein viel ab. Jeder ist auf seine Art und Weise betroffen. Jeder muss sich mit den Einschränkungen arrangieren. Und am Ende des Tages darf auch jeder seinen Ballast abladen und einfach mal weinen!

1610 – 19. Warum? – Ein Repost

Vor einiger Zeit habe ich einen Beitrag veröffentlicht, welcher bereits im März 2019 das erste Mal online ging.
Auf den Beitrag 1610 – 12. Mir geht es nicht gut! – Ein Repost folgte im Mai 2019 der Artikel ‚Warum?‘, in welchem ich die Gründe für meine damalige Situation näher erläutert habe und welcher nun auch Teil dieser Kolumne werden soll.
Ich wünsche Euch viel Spaß beim (erneuten) Lesen und seid Euch immer bewusst, ihr habt all die Wertschätzung dieser Welt für Euren täglichen Einsatz verdient!

Warum?

Warum ist meine Seele vor 3 Monaten soweit aus den Fugen geraten, dass ich Euch mit dem Artikel Mir geht es nicht gut daran teil lassen habe?

Um eins Vorweg zu nehmen, ich bin ein hochsensibles Lebewesen. Es ist für mich nicht unüblich, dass ich gelegentlich mit einer depressiven Episode zu kämpfen habe. Ich arbeite seit Jahren daran, dass ich mit mir und meinem Leben ein Einklang finde, welcher diesen Episoden keinen Platz bietet. Manches Mal gibt es aber äußere Einflusse, welche diese depressiven Episoden begünstigen und welche ich nicht aktiv steuern kann. So war es auch diese Mal.

Seit dem ich vor 3 Jahren meinen Job bei der Bank aufgegeben habe, befinde ich mich stetig auf der Suche nach dem richtigen Weg. Nach der Rückkehr von meiner Weltreise hatte ich einen kurzen Zwischenstopp in Hamburg und habe schnell festgestellt, dass diese Großstadt, diese vielen Menschen, die weiten Wege, diese gewisse Anonymität meiner Seele nicht gut tun. Ich habe mich in der Probezeit kündigen lassen und mich zurück nach Rostock begeben. Ohne einen neuen Job. Zu diesem Zeitpunkt war mir alles egal, ich wollte einfach nur zurück in meinen sicheren Heimathafen.

Nach einer kurzen Zeit der Arbeitslosigkeit bin ich wieder fündig geworden. Ein Job als Projektmanagerin in einem Forschungslabor. Mit der Medizin habe ich mich schon immer irgendwie verbunden gefühlt und war mehr als glücklich, mehr als gespannt auf die neue Herausforderung. Ich habe mich binnen kürzester Zeit in die Aufgaben eingearbeitet, hatte ein wundervolles herzliches Team um mich rum, habe meine ganze Energie in diesen Job gesteckt, mich verantwortlich für den Erfolg der Forschungsprojekte gemacht. Wie konnte meine Seele bei diesen tollen Gegebenheiten aus dem Ruder laufen?

Wertschätzung. Dieses eine Wort war der Auslöser für all die negativen Gefühle, welche ich in den letzten Wochen in mir getragen habe. Mein Arbeitsumfang war über Monate höher als es eine Einzelperson hätte schaffen können. Ich habe in den letzten Jahren gelernt mich stark zu machen, meine Bedürfnisse auszusprechen. Dies fiel mir früher alles andere als leicht. So habe ich es auch diese Mal getan. Ich habe mich für MICH stark gemacht und wurde nicht erhört. Mehrmals. Über Monate. Der Workload wurde immer und immer größer, ich war eine Woche im Urlaub und hatte anschließed über 100 neue Emails, am Tag meiner Rückkehr die mehrfache Rückfrage nach dem Bearbeitungsstand dieser, in Meetings wurde ich mehrfach unbewusst bloßgestellt, weil ich bei der Nachfrage zum Bearbeitungstand zugehöriger Aufgaben passen musste.

Ich habe gekämpft, ich habe mehrmals das Wort für MICh erhoben, aber ich bin gescheitert. Und dieses Gefühl von Scheitern war der Auslöser. Mir ging es lange nicht gut. Das gute jedoch ist, dass ich trotz allem den Blick nach Vorne nicht verliere. Ich wusste, dass es so für mich nicht weiter gehen kann und ich habe nun einen anderen Weg eingeschlagen und einen neuen Job gefunden!

Ihr seid es wert, gehört zu werden. Ihr leistet jeden Tag mit dem was ihr macht einen Mehrwert für unsere Wirtschaft, für unser Gesundheitssystem, für all die anderen Bereiche in denen ihr tätig seid und dafür seid ihr es wert WERTGESCHÄTZT zu werden! Macht Euch für Euch stark und sollte Eure Situation auf einen nie endenden Tunnel zusteuern, dann seid Euch bewusst, dass ihr umdrehen und neu abbiegen könnt! Es geht immer weiter!

1610 – 12. Mir geht es nicht gut! – Ein Repost

Vermutlich liegt es an der dunklen Jahreszeit…
Ich jedenfalls merke, dass meine Gedanken teilweise etwas abdriften und ich wieder mehr Zeit in meine mentale Gesundheit investieren muss, damit ich nicht unzufrieden werde.
Dies möchte ich heute zum Anlass nehmen, um noch einmal meinen Beitrag aus dem März zu veröffentlichen, welcher zum damaligen Zeitpunkt noch nicht Teil dieser Kolumne war und welcher seinen Platz hier mehr als verdient hat.

Mir geht es nicht gut!

Wie oft bekommen wir im Alltag die Frage gestellt „Wie geht es Dir?“ und wie oft antworten wir auf die Frage mit einem kurzen „Mir geht es gut!“, obwohl dem nicht so ist?!

In meinem Alltag treffe ich mich viel mit Freunden. Mein Freundeskreis ist in den letzten Jahren ein wenig geschrumpft. Das ist nicht schlimm, viel eher eine normale Entwicklung. Für mich bedeutet dies nur, dass ich meine Aufmerksamkeit einem kleineren Kreis von Personen schenke, öfter und intensiver. Manchmal besuchen wir zusammen Events in unserer Stadt und haben nebenbei nicht viel Zeit zu reden, andere Male wiederum sitzen wir einfach nur bei einem Glas Wein auf der Terasse und haben umso mehr Zeit uns über die aktuellen Geschehnisse auszutauschen. Die Gespräche verlaufen meistens fröhlich, in größeren Kreisen vermutlich immer. Dies ist durchaus eine schöne Entwicklung, doch entspricht dies auch immer der gegenwärtigen Situation eines Jeden in diesen Kreisen?

Ich habe das Gefühl, dass wir viel zu oft nicht darüber reden, wie es uns wirklich geht. Dies kann aus den ganz unterschiedlichsten Gründen erfolgen. Eventuell will man die Stimmung durch traurige Gedanken nicht vermiesen. Vielleicht hat man auch Angst, dass das Päckchen des Gegenübers schon viel zu groß ist und derjenige die zusätzliche Last nicht mehr tragen kann. Ein Anderer kann sich unter Umständen einfach nicht öffnen.

Mir selber geht es im Moment nicht gut! Nicht physisch, sondern psychisch. Ich bin auf meinem Weg falsch abgebogen und muss mich nun damit auseinandersetzen. Dies ist nicht immer einfach. Erfahrungen tuen weh, Selbstreflektion will gelernt sein und das zuvor gesteckte Ziel muss erst wieder in greifbare Nähe kommen bzw. komplett neu definiert werden. Doch auch wenn meine Grundstimmung gerade eher negativ ist, tut mir eins in diesen Momenten besonders gut. Reden!

Wie oft habe ich in den letzten Wochen bei Gesprächen mit Freunden einfach ehrlich aus dem Bauch heraus auf die Frage „Wie geht es Dir?“ mit „Mir geht es nicht gut!“ geantwortet. Und siehe da! Ich bin nicht alleine. Aus dieser anfangs schwierigen Situation wurden offene Gespräche und es geht im Moment nicht nur mir nicht gut. Aus den unterschiedlichsten Gründen tragen gerade einige meiner engen Freunde ein ähnliches Gefühl mit sich rum, was ich vorher nicht erahnt habe. Die Gespräche sind NIE so geendet, dass wir uns gegenseitig, verzweifelt in den Armen lagen. Viel mehr konnte man sich frei reden, Verständnis erhalten, Erfahrungen teilen und gemeinsam nach Lösungen suchen.

Dies ist manches Mal vielleicht nicht die sehnsüchtige Antwort auf die Verstimmung. Manches Mal bedarf es vielleicht weiterer Hilfe oder auch einfach nur Zeit. Dieses ist aber jedes Mal Balsam für die Seele und ein kleinerer Schritt Richtung Zufriedenheit.

Deswegen wünsche ich mir, lasst uns wieder offener über unsere Gefühle reden! Je nach dem wie es Euren Freunden geht, stecken sie entweder ihre eigenen Bedüfnisse zurück und hören Euch zu oder aber ihnen geht es ähnlich und man findet gemeinsam Halt. Sie sind für Euch da!

Mir geht es nicht gut! Und dir?