
Die beste Erfindung seit es Finn Kliemann gibt!
Wer kennt es nicht? Man ist frisch in seine Wohnung oder sein Haus eingezogen und verbringt die ersten Wochen damit, alle Kartons auszupacken und alles schick zu machen. Da man aber nicht immer gleich das passende Möbelstück, den passenden Lampenschirm oder die passenden Schrauben parat hat, muss an einigen Baustellen erstmal das Provisorium herhalten bzw. wird dieser Punkt auch erst einmal komplett ruhen gelassen – das machen wir später!
Und wie es dann immer so ist: Nichts hält länger als ein Provisorium und auf einmal ist schon wieder ein Jahr ins Land gezogen.
Und genau dafür hat Finn Kliemann den sogenannten „Mach Deine Scheiße Tag“ ins Leben gerufen. An diesem Tag erledigt man all die Sachen, welche immer liegen bleiben, aber gemacht werden müss(t)en.
Wir haben mit Sicherheit auch in unserer Wohnung genügend von diesen Baustellen, aber, das machen wir später! Am Samstag haben wir den Mach Deine Scheiße Tag unserem Bulli gewidmet.
Wir hatten damals große Umbaupläne. Wir haben am Anfang alles ganz akribisch umgesetzt und dann kam der Zeitpunkt, an dem wir ein Bett hatten. Mit dem Tag, an dem wir so richtig bequem im Bulli schlafen konnten, haben wir nicht mehr so wirklich irgendetwas umgesetzt. Hier ein Provisorium, da ein Provisorium und auf ging die Reise. Ein paar Dinge sind mir schon von Beginn an ins Auge gefallen, welche umbedingt gemacht werden mussten, aber dann war das Wochenende auch wieder vorbei und die Dinge störten nicht mehr. Aus den Augen, aus dem Sinn.
All diesen kleinen Baustellen haben wir uns Samstag gewidmet. Am Anfang sind wir noch ein wenig schwerfällig in den Tag gestartet. Wie soll die Stimmung auch sein, wenn es aus Eimern schüttet? Am frühen Vormittag waren wir dann jedoch startklar und sind zunächst in den Baumarkt gefahren. Ein paar kleine Besorgungen später fanden wir uns vor einem halb leeren Bulli vor und das fröhliche Basteln konnte beginnen.
Wir haben ein längeres Kabel zu unserem Solarpanel verlegt, welches nun unsichtbar hinter unseren Schränken verschwinden und nicht mehr quer, wie ein Wäscheleine, durch den gesamten Raum hängt. Wir haben den Übergang zwischen den Holzpaneelen verfugt und werden nun nicht mehr von unsauberen Übergängen angelacht. Wir haben die Schrankfronten endlich mit den Korpussen verschraubt und diesen noch einen kleinen Anstrich verpasst. Jetzt halten sie endlich auch, wenn das Bett mal nicht im Bulli ist. Zudem kamen noch ein paar kleine Gefahrenquellen dazu, welche nur aufgefallen sind, wenn wir mit meinen Nichten campen waren. Auch diese gibt es jetzt nicht mehr.
Besser hätte dieser verregnete Samstag nicht laufen können. Alle leidigen Baustellen sind weg. Immer wieder haben wir uns gesagt, das machen wir beim nächsten Mal. Jetzt haben wir einmal die Arschbacken zusammengekniffen, haben unsere Zeit nicht in die „schönen Dinge des Lebens“ investiert (surfen, campen, usw.) und waren am Ende des Tages einfach super glücklich und zufrieden.
Auch die lästigen Sachen zu Ende bringen, hat am Ende des Tages etwas super erfüllendes!
Wann finden Dein nächster Mach Deine Scheiße Tag statt?
Am Rande – Buch der Woche: Luca Di Fulvio – Als das Leben unsere Träume fand
(05/2020)
Luca Di Fulvio gehört schon seit einigen Jahren zu meinen Lieblingsautoren. Ich habe bisher jedes seiner Bücher aus dieser Reihe gelesen und somit durfte sein neuestes Werk in meinem Lesestapel nicht fehlen.
Eins muss ich vorwegnehmen: Das Buch ist nichts für sensible Gemüter!
Die Rezensionen auf Amazon sind aufgrund der Brutalität der Geschichte teilweise nur mit einem Stern ausgefallen.
Ich kann mir vorstellen, dass das Buch „Als das Leben unsere Träume fand“ für einige besonders schwer zu verdauen war, da es hier u.a. um Prostitution und Mädchenhandel Anfang des 20. Jahrhunderts geht.
Wer bereits die 3 Bücher zuvor gelesen hat, dem dürfte diese Brutalität jedoch nicht Neu sein. Es ist die Art von Luca Di Fulvio und das macht seine Geschichten am Ende aus.
Ich habe die 763 Seiten ruckzuck verschlungen. Da es i.d.R. immer ein Happy End gibt, wollte ich unbedingt wissen, wie es weiter geht und konnte das Buch teilweise nicht aus der Hand legen. Es ist spannend und kurzweilig geschrieben und am Ende gab es den erwarteten glücklichen Ausgang.
Besonders gefallen hat mir, dass eine der Protagonistinnen das Schreiben für sich entdeckt und damit am Ende bekannt wurde. Vielleicht habe ich mich ein wenig in dieser Person wiedergefunden… Auf jeden Fall habe ich neuen Mut für meine Kolumne mitgenommen.
Denn ihr Vater hatte ihr beigebracht, dass jeder Mensch mehr noch das Recht als die Pflicht hat, sein Schicksal selbst zu bestimmen. Und sie war jetzt hier, weil sie mit ihrem eigenen Kopf einige Entscheidungen getroffen hatte. Dabei spielt es keine Rolle mehr, ob diese Entscheidungen richtig oder falsch gewesen waren.
S. 238
