1610 – 39. Lass mich nicht verbluten!

Der weibliche Zyklus.
Wer kann sich nicht noch dunkel an den Biologieunterricht in der 5. Klasse erinnern, als man leicht beschämt den weiblichen Zyklus erklärt bekommen hat?!
Auch ich kann mich noch daran erinnern, dass uns erklärt wurde, wie viele Tage er hat, wann der Eisprung ist, welche Verhütungsmethoden es gibt, da man mit Eintritt der Periode geschlechtsreif ist etc.

Woran ich mich nicht erinnern kann, ist, dass meine Lehrerin uns erklärt hat, wie blutig die Periode sein kann, welche Schmerzen man aushalten muss, dass sie mit Blähungen und Durchfall einhergehen kann, welche Gefühlsschwankungen man durchlebt.
An dieser Stelle wird es unzählbare Geschichten geben. Jeden Monat erlebt jede Frau jedes Mal einen vollkommen anders verlaufenden Zyklus. Mal stärker, mal schwächer.

Ich nutze die Periode heute exemplarisch um über die Sinnhaftigkeit von Karenztagen zu sprechen. Die Männer unter Euch denken sich an dieser Stelle jetzt vielleicht einfach die Migräne oder eine andere kurzweilige, steuerbare Krankheit.

Mein Zyklus verläuft jeden Monat anders. Mal geht er schleichend an mir vorüber, mal ist meine Periode so stark, dass ich mich mit Krämpfen zusammengekrümmt in meinem Bett wiederfinde. Dies ist dann ein Phänomen, welches ungefähr 1-2 Tage anhält. Nach ein paar Jahren in meinem eigenen Körper kann ich diesen ziemlich gut lesen und verstehen und das Letzte was ich in diesen Momenten will, ist zum einen zur Arbeit zu fahren und schmerzverzerrt den Tag über mich ergehen zu lassen und zum anderen mit meinen Bauchschmerzen, welche ich zu 100 % einordnen kann, bei einem Arzt im Sprechzimmer zu sitzen, weil ich ganz genau weiß, dass am nächsten Morgen alles wieder gut ist und mich genau aus diesem Grund auch der Arzt mit großen Augen fragend anschauen würde, was ich eigentlich bei ihm will?!

Leider ist es heutzutage noch nicht gang und gäbe, dass Karenztagsvereinbarungen standardisiert in Arbeitsverträgen vereinbart sind und deswegen appelliere ich an alle Arbeitgeber da draußen: Gebt Euren Mitarbeitern die Möglichkeit, max 1-2 Tage ohne Krankenschein Zuhause zu bleiben. Wir bringen Euch an solchen Tagen im Büro, in der KiTa, im Krankenhaus reichlich wenig, wenn wir nur damit beschäftig sind, unsere Schmerzen wegzuatmen. Wir wissen um unsere Verantwortung und wir kennen unsere Körper! Wenn ihr einen Ort geschaffen habt, wo wir uns wohl fühlen, dann sind wir die Ersten, die es nicht abwarten können, wieder im Büro zu sein.

Wenn es diese Möglichkeit jedoch nicht gibt, dann verbringe ich entweder einen in die Enge getriebenen Tag mit kompletten Unwohlsein oder aber ich gehe zum Arzt, nehme diesem die Zeit für wirklich ernsthaft erkrankte Menschen und bin am Ende wohlmöglich nicht nur einen Tag krankgeschrieben, sondern muss mich aus Sicht des Arztes mal so richtig erholen.

… und wenn es dann auch noch die Option von Home Office gibt, und wir uns mit einer Wärmflasche auf der Couch eingekuschelt vor den Laptop setzen können, dann brauchen wir im besten Fall gar keinen Karenztag.

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