
Nie im Leben hätte ich gedacht, dass in 3 Wochen so viel passieren kann. Ich weiß gar nicht, wo ich heute anfangen soll.
Genau heute vor 3 Wochen sind wir nach Kalifornien geflogen und von diesem Urlaub wollte ich Euch heute eigentlich erzählen.
Nun habe ich die Ostsee Zeitung vom 2. März neben mir liegen. An diesem Tag wurde von 117 Corona-Fällen Bundesweit gesprochen. Ich habe irgendwie schon kommen sehen, dass das Ausmaß vielleicht etwas größer wird, aber ich habe doch sehr darauf vertraut, dass dieser Umkreis genauso wie bei dem Ausbruch in der Firma Webasto im Februar schnell eingegrenzt wird.
Dies bestätigte mir auch das Bild am Flughafen. Vereinzelt lief mal jemand mit einem Mundschutz rum, aber ansonsten war von einer Pandemie nichts zu merken. So flogen wir also in die USA und konnten dort spannende 1,5 Wochen verbringen, bevor die Situation so langsam aus dem Ruder zu liefen schien. (Zu dem Urlaub kommt auf jeden Fall noch ein Bericht!)
Trump schloss die Grenzen für Europäer, die ersten Toilettenpapierregale in den Supermärkten waren leer, es befanden sich immer weniger Menschen auf den Straßen, das Robert-Koch-Institut stufte Kalifornien als internationales Risikogebiet ein.
Einen Tag vor unserer Rückreise wurde unser Flug über London nach Hamburg annulliert. Da wir sehr schnell auf einen neuen Flug über Washington und Amsterdam am nächsten morgen umgebucht wurden, machte ich mir wenig Sorgen über die Heimreise und genoß einfach noch einen Abend mehr die Luft in San Francisco.
Als wir am nächsten Tag am Flughafen eintrafen, hatte die neue Airline keine Reservierung für uns vorliegen. Bis wir jemanden von der ursprünglichen Fluggesellschaft in der Leitung hatten, war das Flugzeug auch schon weg.
Ich habe lange mit der Dame nach einer Lösung gesucht, sie konnte keinen Flug für uns nach Hamburg finden. Somit haben wir uns am Ende darauf geeinigt, dass wir am Abend erstmal bis nach London fliegen und unsere Weiterreise anschließend selber organisieren. Wir verbrachten 16 Stunden am Flughafen in San Francisco mit sämtlichen Menschen von der großen weiten Welt. Von einer Pandemie war dort nichts zu merken.
Für den Abend unserer Ankunft in London (Freitag) haben wir einen Weiterflug nach Hamburg finden können, welchen uns die Dame aufgrund einer fehlenden Kooperation nicht anbieten konnte. Kaum hatten wir diesen gebucht, wurde er auch schon wieder annulliert.
Wir konnten nichts anderes machen, als auf Sonntagnachmittag umzubuchen. Die wenigen verbliebenen Flüge vorher waren vermutlich alle ausgebucht. Somit saßen wir noch 2 Tage in London fest, bevor wir uns endlich auf den Weg nach Hause machen konnten.
Hätte mir zuvor jemand gesagt, dass ich aus den Staaten mal eine so komplizierte Heimreise haben werde, hätte ich schmunzelnd erwidert, dass ich das mit links und 40 Fieber in 16 Stunden mache!
Jetzt sind wir endlich Zuhause und nun fängt der Irrsinn erst richtig an.
Wir haben uns schon unterwegs schlau gemacht, wie wir uns jetzt verhalten müssen. Da es mir anfangs schwer fiel Antworten auf meine Fragen zu finden, habe ich kurzerhand beim Bürgertelefon der Hansestadt Rostock angerufen. Die nette Dame gab mir die Auskunft, dass wir uns sofort in Quarantäne begeben müssen und diese der Hausarzt verordnet.
So rief ich also heute früh bei meiner Hausärztin an und dort wusste man nichts davon, Krankschreibung ja, aber Quarantäneverordnung, nein. Das Gespräch war schnell beendet und ich war genauso ratlos wie vorher. Mein nächster Anhaltspunkt war dann das Gesundheitsamt. Da laufen die Telefone natürlich gerade heiß, aber ich habe es letztendlich geschafft und erhielt dann folgende Aussage:
„Es empfiehlt sich für Sie sich zwei Wochen in häuslicher Isolation zu begeben. Jedoch spricht das Gesundheitsamt keine direkte Isolation aus. Dies sollten Sie ggf. mit Ihrem Arbeitgeber besprechen.“
Wir haben uns 3 Wochen in einem vom RKI ausgewiesenen internationalen Risikogebiet aufgehalten! Wir haben auf unserer Heimreise 2 internationale Drehkreuze durchlaufen mit unzähligen Menschen, wo keiner weiß, aus welchen Teilen der Welt diese gerade gekommen sind! Neben diesen Menschen saßen wir 13 Stunden im Flugzeug eng an eng! Genauso können wir diese Menschen natürlich bereits angesteckt haben.
Das Gesundheitsamt verweist zudem auf seiner Homepage auf die offizielle Homepage des Infektionsschutzes wenn es um offene Fragen geht, wo ausdrücklich geschrieben steht, dass Menschen, welche sich im Risikogebiet aufgehalten haben, in Quarantäne müssen!
Aber hey, es EMPFIEHLT sich, sich in Isolation zu begeben.
Ich gehe lieber Arbeiten, denn in Rostock ist auch kein Conora! Rostock ist stabil!
(https://www.youtube.com/watch?v=XjMnTBexc_c -> Bitte anschauen)
Ich weiß, dass wir uns gerade in einem absoluten Ausnahmezustand befinden. Ich bin mir bewusst, dass viele ja einfach selber nicht wissen, wie sie gerade handeln müssen und was in einer solcher Situation zu tun ist. Ich bin letzten Endes auch einfach nur unsicher. Muss ich in Quarantäne, muss ich nicht? An wen muss ich mich wenden? Wie verhält es sich finanziell?
Ich suche verlässliche Antworten und diese sind als Betroffener gerade verdammt schwer zu finden. Es ist zum Mäuse melken.
Tag 1 der Quarantäne, ich bin gespannt wie es weiter geht.
Bleibt gesund und munter!
Edit 13:45 Uhr: Das Virus macht tatsächlich einen Bogen um Mecklenburg-Vorpommern. Mir wurde soeben der Erlass vom Land Mecklenburg-Vorpommern durch das Gesundheitsamt zugestellt. Es wird uns lediglich empfohlen uns zu isolieren.
