Into the Wild!

Wie ihr meinem vorherigen Eintrag entnehmen konntet, bin ich in der letzten Woche gedanklich sehr rastlos gewesen. Aus diesem Grund habe ich mich kurzerhand dazu entschieden Auckland erstmal zu verlassen. Wollte ich dort eigentlich verweilen bis der Sommer im vollen Gange ist und für diese Zeit einen Job finden, war ich einfach nur überfordert. So absolvierte ich also Montagvormittag meine allererste Uberfahrt (günstigere Taxivariante; von Privatpersonen durchgeführt) zum Flughafen, nahm dort einen Mietwagen in Empfang und machte mich anschließend, auf der linken Straßenseite fahrend, auf den Weg gen Westen.

Mein Ziel war das kleine Örtchen Piha. Piha ist nur einen Katzensprung von Auckland entfernt und der Weg dorthin ist spektakulär. Ich musste mir zwischendurch immer wieder bewusst machen, dass meine Konzentration der Straße gehört und nicht diesem wahnsinnigen Ausblick.

Da der Ort inmitten des Nationalparks Waitakere Rangers liegt, gibt es hier umgeben von der unberührten Natur eine Vielzahl von Wanderwegen. Ich habe mich an diesem sonnigen Montagnachmittag zunächst für einen Kürzeren zu den Kitekitefalls entschieden. Als ich irgendwann komplett von Wald umhüllt war und das plätschern des Wasserfalls von Schritt zu Schritt lauter wurde, spürte ich auf einmal wieder dieses Gefühl in mir, welches ich das letzte Mal genau in diesem Land vor 2 Jahren gespürt habe. Ich kann es mit keinem Wort betiteln.. meine Schritte werden langsamer, der Herzschlag wird schneller und ich vergesse fast zu atmen. Es ist irgendetwas zwischen Aufgeregtheit, Faszination und Ehrfurcht. Ich habe in diesen Momenten Angst davor, aufgrund der vollkommenen Schönheit dieser Naturwunder, in Ohnmacht zu fallen und traue mich kaum weiterzugehen. Es ist verrückt… ich weiß! Aber so kennt ihr mich. 😉

Nachdem ich eine Weile an dem Auslauf der Wasserfälle pausiert habe, bin ich noch zu deren Ursprung hinaufgeklettert. Meine Höhenangst hielt mich dann aber doch davon ab einmal über den Rand hinauszuschauen.

Den Abend lies ich am Strand ausklingen. Neben dem Lionrock in den Dünen sitzend, schaute ich den Surfern bei ihren ersten Versuchen im Wellenreiten zu und vervollständigte nebenbei mein Reisetagebuch.

Kitekitefalls

Von Sonnenstrahlen geweckt, startete ich am nächsten Tag früh und fuhr in den benachbarten Ort Karekare. Dort besichtigte ich zunächst die Karekarefalls und folgte anschließend der Beschilderung des Zion Hill Track. Da ich diese 4stündige Wanderung alleine antrat, habe ich Lotti vorher von meinem Plan unterrichtet. Sicher ist sicher.

Auf unbefestigtem Weg ging es zunächst durch den Wald steil bergauf und bergab. Ich musste über Bäche springen und wurde auch das ein oder andere Mal akrobatisch sehr gefordert. Dieser Track ist definitiv nichts für Anfänger, was ich theoretisch in diesem Metier bin, aber mein Fitnesslevel scheint dann doch ganz okay zu sein. Nach ca. 2 Stunden erreichte ich das Pararaha Valley. Dort befinden sich ein Zeltplatz für die Wanderer, die den mehrtägigen Hillary Trail laufen. Ich machte dort eine kurze Pause und versuchte mich mental auf den Tunnel einzustellen, welcher vor mir lag und wessen Länge ich gem. Wanderkarte nicht einschätzen konnte. Mit dem perfekten Plan im Kopf, auf das schlimmste vorbereitet und allen Mut zusammengenommen, setzte ich meinen Weg fort und musste sehr über mich lachen, als ich vor dem Eingang des Tunnels stand und das Ende quasi mit den Händen greifen konnte. Anschließend führte mich der Track am Strand entlang zurück zum Ausgangspunkt.

Es war eine tolle Erfahrung, jedoch bin ich mir noch nicht sicher, ob ich so eine lange Wanderung noch einmal alleine unternehmen werde. Es kreuzte die ganze Zeit keine einzige Menschenseele meinen Weg und mir war teilweise schon etwas mulmig zumute. Laut Lonely Planet ist an diesem Strandabschnitt auch Eddie Vedder fast ums Leben gekommen, was „witzig“ ist, da mir während des ganzen Tages sein Lied ‚Society‘ (Soundtrack aus dem Film Into the Wild) durch den Kopf ging.

Karekarefalls

Pararaha Valley

Seebär

Mein letzter Tag in Piha startete ruhig. Es regnete stark und somit verbrachte ich den Vormittag auf der Couch. Als gegen Mittag der Himmel aufriss, entschied ich eine entspannte Wanderung zum Anawhata Beach zu machen. Relativ schnell wurde mir jedoch bewusst, das dieser Weg alles andere als entspannt werden wird. Es ging mindestens genauso steil bergauf wie am Tag zuvor und dies sogar über weitere Strecken. Voller Willensstärke gab es für mich aber kein zurück, was am Ende die richtige Entscheidung war. Ich wurde teilweise von einem sehr netten Kiwi (Neuseeländer) begleitet und konnte an meinem Englisch feilen, mir erschlossen sich einmalige Ausblicke, ich hatte die schönsten Strände ganz für mich alleine und die Sonne war bis kurz vor Schluss mein stetiger Begleiter. Ca. 2 km vor meiner Unterkunft setzte starker Regen ein und dann passierte das, was hier in Neuseeland eben so passiert. Neben mir hielt ein Pickup und ein wiederum netter Kiwi fragte mich, ob er mich mit lang nehmen soll. Ohne groß zu überlegen sprang ich ins Auto und wurde bis vor die Haustür gebracht. Vermutlich schlagt ihr jetzt alle die Hände über den Kopf zusammen… aber diese aufrichtige Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft ist hier drüben einfach totale Normalität.

No cars !?

Whitesbeach

Genächtigt habe ich die Tage in einer Airbnb Unterkunft, welche ich zu 100% weiterempfehlen kann.

Piha Beach Hut – kleine, zuckersüße Hütte umgeben von ganz viel grün mit genauso viel Stranddeko und einer wundervollen Gastgeberin namens Claire

 

Das Alleinreisen fällt mir nach wie vor schwerer als erwartet und ich muss mich jeden Tag aufs Neue motivieren. Gerne würde ich all das Erlebte mit jemand Vertrauten teilen und gemeinsam Entscheidungen treffen. Aber wie sagt man so schön… aller Anfang ist schwer!

Viele Grüße aus dem Sommer!

Eure Claudi

4 Kommentare zu „Into the Wild!“

  1. Hallo Claudi. 🙂

    Schön wieder etwas von dir lesen zu dürfen. Es ist jedes mal ein Genuss deine Zeilen lesen zu dürfen.
    Viele Grüße aus dem nahenden Winter in den Sommer. 😀

    Liebe Grüße
    Jojo

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      1. Ich hoffe es 😉

        Wenn ich es noch nicht mitgeteilt habe … ich habe dich übrigens in meinem Weblog verlinkt, wenn das ok ist. Eventuell gibt das für dich auch mehr Leser. 😉

        Liebe Grüße
        Jojo

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  2. Meine liebe Claudi,
    ich bin beeindruckt – von den Bildern, du scheinst im Paradies zu sein, aber vor Allem von dir.
    Ich habe den Eindruck, du wächst über dich hinaus und das wird dich sehr stark machen.
    Es ist einfach nur schön, das alles von dir zu lesen und dafür sage ich
    Danke.
    Pass auf dich auf ❤

    Gefällt 1 Person

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