Wir waren letzte Woche (27.10.2019 – 02.11.2019) auf Fuerteventura und davon möchte ich Euch heute erzählen.
Die Idee der Reise war, dass wir noch einmal dem Herbst und dem nahenden Winter entfliehen wollten. Einfach eine Woche lang Sonne, Wärme und surfen. Für dieses Vorhaben bot sich eine Pauschalreise nach Fuerteventura einfach super an. Hotel mit Halbpension und dem Surfspot direkt vor der Haustür.
Als wir die Reise dann vorletzten Samstag angetreten haben, fühlte es sich schon komisch an. Von Hamburg aus ging es knappe 5 Stunden mit dem Flugzeug auf die Insel, wo der Bus zum Hotel bereits auf uns wartete. Dort angekommen checkten wir in unser Zimmer mit einem prägnanten 90er Jahre Charme ein. Frühstück gibts von 08:00 Uhr bis 10:30 Uhr und Abendbrot von 18:30 Uhr bis 21:30 Uhr. Alles war durchdacht. Wir steuerten nach unserer Ankunft etwas neben der Spur zum Pool, zum Surfspot, zurück zur Poolbar. So richtig wohl habe ich mich nicht gefühlt, mir fehlte unser muckliger Bus, die Eigenständigkeit, die Planlosigkeit, die Zweisamkeit.
Da für die ersten Tage noch nicht wirklich Wind angesagt war, habe ich mich zu einer kleinen Roller-Tour überreden lassen. 220 km später auf einer Harley Davidson hat mir mein Po noch nie so weh getan. Bei einer Reisegeschwindigkeit von durchschnittlich 60 km/h habe ich mich sogar halbwegs wohl gefühlt und die Fahrt ein wenig genossen.
Fuerteventura ist karg, es gibt kaum Vegetation und einfach nur wunderwunderschön! Die Landschaft hat mich sehr beeindruckt, die meisten Orte außerhalb der Bettenburgen sich touristisch wenig überlaufen und überall liegt eine unbeschreibliche Ruhe in der Luft. Die Tour brachte uns zu den Höhlen von Ajuy und anschließend weiter in den kleinen Surferort El Cotillo.
Am nächsten morgen haben wir die Harley zurückgebracht. Diese hat uns ein deutscher Auswanderer vermietet. Bei Temperaturen um die 25 Grad und strahlendem Sonnenschein kamen auch bei uns die ersten Überwinterungsspinnereien in den Kopf.
Nach unserer Rückkehr im Hotel wehte immer noch kein Lüftchen. Also haben wir uns 2 SUPs ausgeliehen und auf diesen etwas im Wasser gespielt, versucht ein paar Wellen zu reiten. Der Blick vom Wasser auf die Insel, wieder einmal traumhaft.
Mittwoch ging es für uns früh hoch. Noch im dunklen verließen wir unser Zimmer und schlenderten einfach die Küste entlang Richtung Süden um uns den Sonnenaufgang anzuschauen.
Und dann war da nach dem Frühstück doch tatsächlich Wind. Voller Euphorie stürmten wir mit unserem Equipment in den Atlantik und dann, ging einfach nichts. Es herrschte auflandiger Wind, Weißwasser im gesamtem Stehbereich. Ich bin nicht einen Meter gefahren und lag nach 45 Minuten fix und fertig am Strand.
Am Nachmittag, mit der Flut, war dann die vor dem Haus liegende Lagune mit Wasser gefüllt und wir starteten einen neuen Versuch und nun waren auch endlich Fortschritte zu erkennen. Der mir zuvor nie gelungene Beachstart funktionierte am Ende des Tages ganz gut. Kaputt und glücklich und zufrieden ging für uns der Tag zu Ende.
Auch wenn ich an diesem Mittwochabend unheimlich erschöpft war, war es dennoch ein wunderschönes Gefühl. Wir haben den ganzen Tag am und im Wasser verbracht und sind dabei unserem Hobby nachgegangen.
Dies machte Vorfreude auf die letzten Tage.
Das Drama erreicht dann jedoch am Donnerstag seinen Höhepunkt. Ein Blick auf die Windvorhersage und auf die Fahnen der Surfschule verriet uns, dass der Wind noch etwas kräftiger war als am Vortag und wir konnten es kaum erwarten unsere Neoprenanzüge anzuziehen und ins kühle Nass zu springen. Dies wurde uns aber untersagt. Im Gegensatz zum beispielsweise Saaler Bodden ist der Atlantik natürlich kein Stehrevier und an diesem Tag war der Wind so kräftig, dass die Surfschule (zu unserer eigenen Sicherheit) einen Wasserstart für den Verleih von Surfmaterial voraussetze. Man hat uns unsere enttäuschten Gesichter wohl angesehen und uns noch Hoffnung auf einen etwas mäßigeren Wind am Nachmittag gemacht. Somit saßen wir am Ende 3 Stunden lang am Ufer und haben den „Profis“ wehmütig dabei zugesehen, wie sie ihre Runden auf dem Atlantik drehten. Die Windstärke blieb durchweg konstant.
Die Laune war nicht mehr auf ein ertragbares Level zu bringen. Auch das vielfältige Abendbrotbuffet schmeckte an diesem Abend überhaupt nicht.
Die Enttäuschung war zu groß. Wir sind uns natürlich bewusst, dass der Atlantik schon eine große Hausnummer als Anfänger ist, leider erweckte aber der Internetauftritt der Surfschule den Eindruck, dass man den ganzen Tag auf der Lagune fahren kann und dies ist nicht der Fall. Diese füllt sich Gezeitenabhängig und ist max. 2 Stunden am Tag, 4-5 Tage die Woche befahrbar.
Da die Windvorhersage für unseren letzten Tag genauso aussah wie an diesem Tag entschieden wir uns vorab gegen das Surfen und Warten und stattdessen für das, was wir am besten können, einen kleinen Roadtrip.
Und dies war die vollkommen richtige Entscheidung.
Früh ging es für uns zur Autovermietung. Nach Übernahme des Renault Clio und dem Hinweis, dass die Versicherung nur auf Asphaltstraßen greift, ging es direkt die Schotterpiste entlang Richtung Süden. Der kurvenreiche Anstieg führte uns zunächst nach Cofete. Dies ist ein kleiner, spartanischer Ort an der Westküste. Es ist erstaunlich was den Menschen zum Leben reicht und wie hoch doch unser eigener Standard ist. Landschaftlich haben mich die Berge und der raue Ozean ein wenig an Hawaii erinnert. Hier nur eben nicht saftig grün, sondern grau in grau. Dennoch mindestens genauso schön und genauso beeindruckend!
Die anschließende Wanderung zu dem Roque del Moro brachte uns zu einem menschenleeren, kilometerbreiten Strand. Wir fühlten uns wie in einer Parallelwelt, konnten nicht glauben, dass wir dieses einzigartige Fleckchen Erde ganz für uns alleine hatten.
Den späten Nachmittag haben wir dann noch einmal komplett im Norden verbracht. In der Nähe des Ortes Corralejo findet man eine riesige Dünenlandschaft vor. Sand soweit das Auge reicht, rechts von einem an der Küste und ebenso links von einem im Landesinneren. Hier haben wir eine Weile die kraftvollen Wellen und die Wellenreiter beobachtet und zum Abschluss des Tages sind wir noch einmal eine Düne für den Sonnenuntergang hinaufgegangen.
Der Urlaub verlief nicht so wie wir es Anfangs geplant hatten, aber ein Glück sind wir improvisieren gewohnt und können den Blick trotz Niedergeschlagenheit schnell in eine Richtung wenden und nach Alternativen suchen. Somit hatten wir am Ende trotz allem einen klasse Urlaub!
Die Kanarischen Inseln waren bisher nicht unbedingt eines meiner Wunschreisegebiete. Ich habe mich hier sehr gerne und dankend belehren lassen. Trotz der vielen Urlaubsflieger tagtäglich bekommt man von dem Massentourismus abseits der Urlaubsorte absolut nichts mit und findet eine landschaftliche wunderschöne Region, welche sehr viel Ruhe ausstrahlt, vor. Vielleicht auf bald, zum Inselhopping während des deutschen Winters mit unserem Bulli.